Tipps vom Finanzcoach,
die du hinterfragen solltest

Als verantwortungsbewusster Mensch ist es wichtig, sich um seine finanzielle Zukunft zu kümmern. Dabei können Ratschläge von Finanzcoaches helfen, doch es ist ebenso wichtig, diese Tipps kritisch zu hinterfragen. In diesem Artikel will ich einige gängige Finanztipps auf ihre Realitätsnähe überprüfen.

 

Die Überbewertung des „Notgroschens“

Ein weit verbreiteter Ratschlag lautet, dass man vor dem Investieren einen Notgroschen von 3-6 Monatsgehältern anlegen sollte. Schon der Begriff klingt altbacken („Groschen“) und defizitär („Not“). Daher kann mach „verfügbare Reserve“, „Rücklagen“ oder „Backup“ sagen.

Dieser Tipp basiert auf der Idee, dass es wichtig ist, immer über verfügbare Reserven zu verfügen, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Doch ist es wirklich realistisch, so viel Geld auf dem Girokonto zu halten, bevor man langfristig für das Alter vorsorgt?

Die Wahrheit ist, dass die Höhe des Notgroschens von verschiedenen Faktoren abhängt. Jeder sollte individuell entscheiden, wie viel Geld er oder sie benötigt und welchen Sicherheitsbedarf er oder sie hat. Für manche kann es sinnvoll sein, 3-6 Monatsgehälter auf dem Konto zu halten, während es für andere möglicherweise ausreichend ist, weniger Geld verfügbar zu haben.

Es ist wichtig zu bedenken, dass das Ansparen eines großen Notgroschens auch seine Nachteile haben kann. Insbesondere Familien verlieren wertvolle Zeit, wenn sie jahrelang Geld auf einem zinsarmen Konto ansammeln, anstatt es langfristig für die Altersvorsorge anzulegen. Daher solltest du Sinn und Zweck deines persönlichen Notgroschens hinterfragen und individuell entscheiden, wieviel Geld du wirklich verfügbar benötigst und wieviel lieber mit mehr Rendite angelegt werden kann.

Die Illusion der finanziellen Freiheit

Ein weiterer oft gehörter Finanztipp ist, dass Investieren uns finanzielle Freiheit und Reichtum bringen kann. Doch ist dies wirklich eine realistische Erwartung?

Finanzielle Freiheit bedeutet, dass die Lebenshaltungskosten allein durch Zinsen und Rendite gedeckt werden können. Dies ist jedoch eher eine Utopie oder ein Privileg, das nicht für jeden erreichbar ist.

Es ist verlockend, das Versprechen der finanziellen Freiheit zu hören. Es wird suggeriert, dass alles möglich ist, solange wir frühzeitig unser Geld investieren. Doch die Realität sieht oft anders aus. Laut Statistiken sind 75% der Frauen von Altersarmut bedroht. Um überhaupt die Rentenlücke zu schließen, wird im Durchschnitt etwa 200.000€ private Rücklagen benötigt. Für fast alle normalsterblichen Menschen ist dies eine unerreichbare, realitätsferne Summe.

Besonders für Familien, die neben ihrer Lohnarbeit auch Care- und Pflegearbeit leisten, ist es so gut wie unmöglich, die finanzielle Freiheit zu erreichen. Die benötigte Summe, um als Familie finanziell unabhängig zu sein, ist oft unerreichbar, da mehrere Familienmitglieder finanziert werden müssen. Daher solltest du das Versprechen der finanziellen Freiheit kritisch hinterfragen und dir bewusst machen, dass dies oft eine manipulative Verkaufsmethode ist.

Die 50:30:20-Regel

Eine weitere weit verbreitete Regel für die finanzielle Planung ist die 50:30:20-Regel. Diese besagt, dass man 50% des Einkommens für Grundbedürfnisse, 30% für persönlichen Gebrauch und 20% für Spar- und Investitionszwecke verwenden sollte. Doch ist diese Regel wirklich für jeden anwendbar?

Es ist wichtig zu beachten, dass die 50:30:20-Regel nicht die Lebensrealität der Mehrheit widerspiegelt. Jeder hat eine individuelle finanzielle Situation und unterschiedliche Bedürfnisse. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass jeder in der Lage ist, 20% seines Einkommens zu sparen.

Als Familie ist es in der Regel eine große Herausforderung sein, 20% des Einkommens zu sparen. Dies bedeutet nicht, dass du dieses Ziel nicht anstreben solltest, aber es ist wichtig, realistisch zu bleiben und die finanzielle Situation individuell zu betrachten.

Die 50:30:20-Regel kann ein guter Ausgangspunkt sein, um die Ausgaben zu strukturieren, aber es ist wichtig, sie an die individuellen Bedürfnisse anzupassen und nicht als starre Regel zu betrachten.

Fazit

Bei der Planung deiner finanziellen Zukunft ist es wichtig, normierte Ratschläge von Finanzcoaches kritisch zu hinterfragen. Die Beschwörung des Notgroschens, die Illusion der finanziellen Freiheit und die 50:30:20-Regel sind nur einige Beispiele für Finanztipps, die nicht für jeden anwendbar sind.

Jeder von uns hat eine einzigartige finanzielle Situation, die individuelle Lösungen erfordert. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Ziele zu identifizieren und die finanzielle Planung entsprechend anzupassen.

Betrachte normierte Tipps vom Finanzcoach nicht als absolute Wahrheit, sondern als Denkanstoß, um die eigene finanzielle Situation zu reflektieren und die besten Entscheidungen für dich selbst zu treffen.

 

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