Klassismus in der Finanzbranche

Ein unterschätztes Problem

Klassismus – Ein Wort, das zwar weniger bekannt ist als Rassismus oder Sexismus, aber dennoch eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Es bezeichnet Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder Position einer Person. Oft kommt es als ein Angriff von Menschen mit mehr finanziellen Mitteln gegen Angehörige einer als „niedriger“ betrachteten sozialen Klasse vor. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit diesem Phänomen befassen, insbesondere in Bezug auf die Finanzbranche, wo klassistische Denkmuster oft stark verbreitet sind.

 

Was ist Klassismus?

Ähnlich wie Rassismus oder Sexismus handelt es sich bei Klassismus um eine gruppenbezogene Unterdrückung. Doch im Gegensatz zu diesen beiden Konzepten erhält Klassismus bisher weniger Aufmerksamkeit. Diskriminierungen aufgrund der sozialen Herkunft oder Position sind dabei nicht immer offensichtlich, sondern äußern sich oft subtil in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.

Charlie Chaplin als armer Fabrikarbeiter in 'Moderne Zeiten'

Klassismus in der Finanzbranche

Ein Bereich, in dem klassistische Denkmuster besonders ausgeprägt sind, ist die Finanzbranche. Hier herrscht oft die Annahme, dass Menschen mit geringerem Einkommen die Schuld an ihrer finanziellen Situation tragen. Diese Vorurteile äußern sich beispielsweise in der Annahme, dass sie lediglich einen anderen Umgang mit Geld erlernen müssten oder nicht ausreichend gebildet seien. Es wird ihnen geraten, ein Sidebusiness aufzubauen oder einen Zweitjob zu suchen, als ob dies die einzige Lösung für ihre finanziellen Probleme sei.

 

Die subtilen Ausdrucksformen von Klassismus

Klassismus in der Finanzbranche äußert sich jedoch nicht nur in solchen offensichtlichen Ratschlägen, sondern auch in subtileren Formen. Neoliberale Äußerungen, die die Idee der Selbstoptimierung überbetonen, tragen dazu bei, dass Menschen mit geringerem Einkommen sich noch mehr unter Druck gesetzt fühlen, ihr Leben zu verbessern. Strukturelle Abläufe in der Branche können ebenfalls klassistische Tendenzen aufweisen, indem sie den Zugang zu finanziellen Ressourcen und
Möglichkeiten einschränken.

 

Welche klassistischen Denkmuster hast du selbst?

Es ist entscheidend, dass wir uns dieser Problematik bewusst werden und aktiv gegen klassistische Denkmuster in der Finanzbranche, aber auch in anderen Bereichen vorgehen. Außerdem kannst du bei dir selbst bestimmt auch klassistische Vorurteile entdecken. 

Bildung und Aufklärung sind der erste Schritt, um Vorurteile abzubauen und die Chancengleichheit zu fördern. Wir sollten uns alle fragen, ob unsere Einstellungen und Handlungen unbewusst klassistisch geprägt sind und wie wir dazu beitragen können, diese Vorurteile zu überwinden.

Insgesamt ist Klassismus in der Finanzbranche ein weitverbreitetes, jedoch oft übersehenes Problem. Es ist an der Zeit, dieses Thema in den Fokus zu rücken und aktiv daran zu arbeiten, eine gerechtere und inklusivere Finanzwelt zu schaffen. Nur wenn wir uns dieser Herausforderung stellen, können wir echten Fortschritt erzielen und die Chancen für alle, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, verbessern. 

Was kann also helfen? Wie so oft: sich miteinander über das Thema austauschen, Betroffene hören, ihnen Reichweite geben, neoliberale Argumentationen entlarven und kritisch sichtbar machen. In der Regel bist du übrigens selbst eine Betroffene. Bestimmt findest du dich in einem oder mehreren dieser klassistischen Beispiele wieder.

Beispiele:

„Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen Du die meiste Zeit verbringst“

Was hier zwischen den Zeilen steht:

Auch in deinem Familien- und Freund:innenkreis ist Optimierung angesagt! Dein Freund ist behindert, deine Cousine arbeitslos?! Schau dich besser nach ein paar makellosen Karrierist:innen um, sonst wirst du ausgebremst.

 

„Investieren ist DIE Lösung und bringt dir finanzielle Freiheit und Reichtum“

Finanzielle Freiheit als verlockendes Bussword: Alles ist möglch, solange du nur früh all dein Geld investierst (am besten auch gleich mit dem angebotenen Hochpreis- Coaching/Mentoring) 75% aller Frauen* sind von Altersarmut bedroht. Im Schnitt brauchst du ca. 200.000€ private Rücklagen um überhaupt deine Rentenlücke zu schließen. Schon das ist für Viele unerreichbar. Finanzielle Freiheit als Familie, neben Lohn-/Care-/Pflegearbeit? – Lol! Dafür müsstet du diese Summe verzehnfachen. Let’s be honest: das wird schwer!

 

„Reich wird man nicht durch Geld, das man verdient, sondern durch Geld, das man nicht ausgibt“

Übersetzung:

An deiner Armut oder Geldknappheit bist du selbst Schuld. Ändere dein Mindset, senke deine Ausgaben oder werde reich durch Führung eines Haushaltsbuchs.

Die strukturellen Probleme werden ignoriert: „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied “ – So ein Pech!

 

Fazit

Der Finanzbereich braucht dringend einen Re-Launch und darf inklusiver, bunter, einfacher verständlich, aber auch weniger männlich und selbstoptimiert sein.

Um das Investieren zu lernen, deine Altersvorsorge zu verstehen oder einfach Lust auf deine Finanzplanung zu bekommen, musst du dich nicht ändern. Bleib realistisch bei deinen Zielen und kritisch den Erfolgsversprechen Anderer gegenüber.

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