Du willst dich in die Welt der ETFs stürzen? Bevor du mit dem Investieren anfängst, zeige ich dir in diesem Artikel ein paar Punkte, die im Vorfeld erledigt sein sollten So bist du vorbereitet und weißt einigermaßen, was du tust.

1. Bestandsaufnahme - Haushaltsbuch führen

Es ist wichtig, alle Einnahmen und Ausgaben einmal zu bestimmen und einen Überblick darüber zu bekommen, wieviel du im Monat zum Sparen einrechnen kannst. Hierfür bietet sich das klassische Haushaltsbuch an, das mittlerweile in zahlreichen Apps zur Verfügung steht. Einige sind sehr ausdifferenziert und lassen sich mit Bankkonten verbinden; andere sind simpel, dafür übersichtlicher, und können mit wenigen Klicks geführt werden. Der große Vorteil ist, dass man eine App immer dabei hat und jedes Brötchen gleich eintragen kann.

Ebenso kannst du auch ein Tabellenkalkulationsprogramm (z. B. das von Libreoffice, welches kostenlos ist) oder auch ein Notizbuch benutzen.

 

Generell ist es natürlich eine super Sache, immer den Überblick über seine Finanzen zu haben, Mamas finden aber selten die Zeit dafür. Daher reicht es auch aus, es erst einmal 3 Monate zu machen. Zusätzlich müssen dann die jährlichen Ausgaben bedacht werden, wie z.B. jährlich abgebuchte Versicherungen.

Wenn du ein eigenes Konto hast und zu Beginn auch nur dein eigenes Geld anlegen willst, kannst du am besten auch mit der Bestandsaufnahme dieses Kontos beginnen, damit der Aufwand überschaubar bleibt. Da du den späteren Sparplan für deinen Etf, den du hoffentlich haben wirst, jederzeit ändern, einstellen oder auflösen kannst, ist es nicht wild, wenn du nicht akribisch errechnet hast, wieviel Geld du investieren kannst. Wichtig ist, dass du dich nicht übernimmst und Geld investierst, das du nicht ein paar Jahre entbehren kannst.

2. Der Notgroschen - Geplante und ungeplante Ausgaben an die Seite legen

Du weißt, wie hoch Einnahmen und Ausgaben im Monat sind? Dann brauchst du vor deinen Investitionen, die ja langfristig laufen sollen, noch ein Extrakonto. Auf diesem solltest du Geld haben, das flexibel für ungeplante, aber auch geplante Ausgaben gedacht ist. Dies können z.B. sein:

Unplante Ausgaben

Geplante Ausgaben

Diese Geld legst du am besten auf ein Tagesgeldkonto, wo es meistens noch ein wenig verzinst wird – zumindest aber auf ein Extrakonto und nicht auf dein Girokonto. Es ist wichtig, dass es sozusagen außer Reichweite ist und das Geld nicht im Alltag ausgegeben wird.

Die ungeplanten Ausgaben, also der Notgroschen, sollten aus mindestens drei Monatsgehältern von dir oder deiner besseren Hälfte bestehen – im Idealfall mehr. Somit könnt ihr, wenn im Notfall ein Einkommen ausfällt, und ihr keinen Anspruch auf Sozialleistungen habt, mindestens 3 Monate oder länger die Familie versorgen, die Wohnung halten und andere Kosten stemmen.

Überlege selbst, ob der Abtrag von eventuell vorhandenen Schulden vor dem Investieren für dich wichtig ist. Es ist einerseits sinnvoll, Geld das du monatlich übrig hast, erstmal in den Schuldenabbau zu stecken. Andererseits kann es deinem finanziellen Selbstbewusstsein gut tun, schon parallel Geld zu investieren. Vor allem wenn du einen größeren Kredit abtragen musst, würde es zu lange dauern, bis du anfangen kannst zu investieren. Und das ist ja widerum mit sehr kleinen Beträgen möglich. Zudem sagt dir dein Mindset nicht immer nur „ich bin verschuldet“, sondern auch „ich habe Ersparnisse und Anlagen“.

3. Anlagehorizont überlegen

Eine Sache ist klar: Ein Etf besteht aus Aktien – und in den Aktienmarkt investiertes Geld soll so lange wie möglich dort bleiben! Das bedeutet konkret mindestens 10 Jahre. Vielleicht kennst du den Spruch ‘buy and hold’. Dein Geld ist zwar nicht mehr – wie bei anderen Anlageprodukten für einen bestimmten Zeitraum festgelegt; d.h. du kannst wirklich JEDERZEIT darüber verfügen. Allerdings schwanken bekanntermaßen die Kurse am Aktienmarkt und alle 10-15 Jahre kann es durchaus mal zu einem Börsenbeben oder einem Börsencrash kommen. Hier ist es wichtig, dass du genug Zeit hast, diese Schwankungen auszusitzen und abzuwarten. Denn zum Glück geht die Weltwirtschaft (bis jetzt jedenfalls!) immer wieder nach oben. Und wenn sie das nicht tut, hat die Weltengemeinschaft entweder ein ganz anderes Problem oder Geld wird als Zahlungsmittel abgeschafft.

Falls du deine Anteile verkaufen musst, da gerade der Wert deiner Aktien gefallen ist, machst du Verluste (und erst dann!). Wenn du aber Zeit hast, abzuwarten, wird sich dein Depot wieder erholen.

Überlege dir also vorher, für welchen Zweck das Geld angelegt werden soll und was das für den Anlagehorizont bedeutet:

Wann soll das Geld verfügbar sein?

- Altersvorsorge
- Haus- oder Wohnungskauf
- Ausbildung der Kinder
- Auto
- Extrageld für unbestimmte Konsumgüter

4. Sparquote bestimmen

Nachdem du eine Bestandsaufnahme deines monatlich zur Verfügung stehenden Geldes gemacht und ein Konto für ungeplante oder auch geplante Ausgaben befüllt hast, kannst du dir einen Betrag überlegen, den du monatlich oder quartalsweise erübrigen kannst.

Allerdings muss dieses Geld nicht das allerletzte was am Ende übrig bleibt, sein, da es als feste Ausgabe einfach einen sehr wichtigen Stellenwert in deinem Leben haben sollte – und zwar noch vor dem Netflix- oder Zeitungsabo!

Sparpläne, also die regelmäßigen Zahlungen mit denen du Anteile an Fonds erwirbst, gibt es bereits für ein paar Euro monatlich. Je nachdem, wie deine finanzielle Situation ist und für welchen Zweck du sparst, kannst du bei kleinem Budget mit 10 Euro anfangen oder -wenn du es dir leisten kannst – z.B. das komplette Kindergeld als Sparquote festlegen.

Die Sparquote lässt sich online bei deinem Depotanbieter jederzeit anpassen oder auch einstellen. Es ist wie gesagt nicht so, wie bei einer Lebensversicherung oder einem Bausparvertrag. Wenn du die regelmäßigen Eingänge einstellst, bleibt der bis dahin eingezahlte Betrag einfach im Depot und ‘arbeitet’ weiter. Genauso kannst du den Sparbetrag immer weiter erhöhen oder auch einen zweiten, dritten oder vierten Sparplan eröffnen.

5. Quatschen und Lesen

Sich zu Beginn schlau zu machen ist der zeitintensivste Teil. Gleichzeitig ist es auch schon ein Investment – das in dich selbst! Wenn du verstanden hast, was du da tust und erste Erfolge hast, wirst du auch deinen Kindern eine Art finanzielle Bildung mitgeben wollen. Ich selbst komme nicht aus einer AkademikerInnenfamilie und habe keine Informationen und nur kleine finanzielle Mittel mit auf den Weg bekommen. Andernfalls hätte ich mir bereits viel früher etwas aufbauen und mich absichern können. So dachte ich lange, das sei nicht so wichtig und auch zu kompliziert.

Zum Glück haben wir heute die Möglichkeit, uns niedrigschwellig über Blogs, Youtube, Internetkurse, Bücher usw. Selbst zu bilden. Es war wirklich noch nie so einfach!

Zudem ist es wichtig, aber leider in Deutschland immernoch nicht wirklich angesagt, sich mit FreundInnen über Finanzen auszutauschen. Weißt du z.B. wieviel deine beste Freundin verdient und was sie für ihre Altersvorsorge macht? Wenn du im Freundeskreis nach der Investition in ETFs fragst, wirst du bestimmt fündig werden und auf unkomplizierte Art in den Austausch kommen.

Das Gute am Investieren in ETFs ist zum Beispiel, dass du zu Beginn zwar eine Menge neu verstehen musst, um alles einzurichten und auszuwählen. Danach kann es aber jahrelang passiv weiterlaufen, ohne dass du dich um etwas kümmern musst.

Nachdem du diese Schritte gegangen bist, kann es endlich losgehen. Es wird es Zeit, sich ein Depot zu suchen und einen Sparplan einzurichten.