Plötzlich Finanzberaterin Teil 1 – mein ‚Warum‘

2022 hatte ich das Bedürfnis mich für meine nebenberufliche Selbstständigkeit im Finanzbereich fortzubilden. Meine Arbeit konzentriert sich auf Altersvorsorge mit ETF (Exchange traded funds, also passiv gemanagte Aktienfonds) und Aktien für Mamas.

Ich konzentriere mich auf Mütter oder weiblich gelesene Sorgeberechtigte, da sie besonders hoch Gefahr laufen in Altersarmut zu landen. Ich wusste vorweg, dass ich garnicht unbedingt zu ETF fortbilden, sondern Wissenslücken in Bezug auf andere Anlagearten füllen will. Warum denn bloß, wenn ich damit garnicht arbeite?! Genau wie du (so nehme ich an), bin ich nämlich auch nicht scharf darauf mich mit trockenen Finanzthemen zu beschäftigen. Here is why:

Unter Schlipsen

Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass es mir hier an Wissen fehlt. Klaro, man ist nie fertig mit Lernen und auch nie auf dem aktuellsten Stand. Dafür ist der Bereich Aktienmarkt und alle Finanzbereiche, die da mit dran hängen, ein zu großes, sich ständig aktualisierendes schwarzes Loch. Für meine Beratung und Wissensvermittlung hat es jedenfalls gereicht.

Was mich aber regelmäßig nervt: man wird als Frau, noch dazu als alternativ denkende Person und NOCH dazu als Mama in dieser Männerdomäne nicht wirklich ernst genommen. Hätte ich BWL studiert – und in diesem Studium kommt der Aktienmarkt und Altersvorsorge übrigens garnicht bis rudimentär vor – wäre das anders. Ich beobachte jedenfalls, wie viele Finanzleute mit diesem Abschluss ihre Qualifikation ‚nachweisen‘.

Meine Erfahrungen mit der Finanzbranche: es passiert viel Sch***e

Keine Ahnung warum, aber neben meiner eigentlichen Mission Mamas vor Altersarmut zu bewahren, habe ich auch noch Freude daran mich an den Untiefen der Finanzbranche abzuarbeiten. Warum? Es kostet immerhin nur Zeit und emotionale Ressourcen, bringt aber kein Geld.

Da mir selbst früher von Finanzdienstleistern schlechte Produkte angedreht wurden, bin ich hier einfach besonders empfindlich und schnell getriggert. Mein Studium musste ich durchweg mit prekären Jobs und streckenweise auch mit Arbeitslosengeld 2 bestreiten. Trotzdem habe ich es immer geschafft ein bisschen zu sparen, denn an Finanzen und Zukunftsvorsorge hatte ich immer ein besonderes Interesse.

Vielleicht gerade wegen meiner finanziellen Situation und den Drang nach sozialer Gerechtigkeit. Aber das ist ein anderes Thema. Um diese kleinsten Ersparnisse fühlte ich mich jedenfalls betrogen und war abgrundtief abgetörnt von den Machenschaften der Finanzbranche. Ich begreife nicht – und kann auch nicht akzeptieren – warum es rechtlich erlaubt ist, Mensch in Bezug auf ihre Altersersparnisse verkaufs- anstatt bedarfsorientiert zu ‚beraten‘.

Wegen dieser Vorgeschichte wollte ich es nun also anders machen. Gleichzeitig hatte mich dieser männerdominierte Bereich aber auch so eingeschüchtert, dass ich glaubte, ich müsse ‚einen Schein‘ haben, mit dem ich mir den offiziellen Zutritt ins Finanzexpert:innentum verdiene. Impostersyndrom (‚ich bin eine Betrügerin und alle anderen können es besser‘) at its best.

Lästern über teure Finanzprodukte braucht ausreichend Wissensgrundlage

Ich entschied mich für die Sachkundeprüfung Finanzanlagenvermittlung bzw. Finanzanlagenfachfrau/-mann nach §34f GewO bei der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Wie bereits erwähnt, hatte ich für den Bereich, zu dem ich selbst berate, ein ausreichendes Wissensfundament. Das Spannende an der Sachkundeprüfung und dem dort geforderten Wissen war aber, dass ich viel von dem lerne, was ich NICHT vermitteln oder verkaufen will. Das sind vor allem aktive Aktienfonds, Anleihen, Geldmarktfonds uvm..

Insbesondere aktive Aktienfonds nehme ich gern als schlechtes Alternativbeispiel – wie den bösen Zwillingsbruder – eines ETFs und stelle durch den Vergleich die vielen Vorteile von ETFs dar. Für die Vermittlung von Aktiven Aktienfonds werden hohe Gebühren genommen, denn du kaufst sie via Finanzdienstleister oder Bank.

Im Gegensatz dazu kannst du einen ETF aber komplett in Eigenregie kaufen und verwalten. Ein Aktienfonds schmälert deine Rendite pro Jahr mal locker um 2% (bis teilweise 5%). So viel muss erstmal ‚verdient‘ werden. Im Gegensatz dazu kannst du einen allerwelts-Welt-EFT für 0,2 % Kosten pro Jahr erwerben und jahrelang im Depot halten. Die Renditen sind übrigens gleich. Auch wenn Manager:innen dieser aktiven Aktienfonds gern mit Überrenditen protzen, zeigen Studien, dass dies nur die Wenigsten schaffen.

In der Theorie wusste ich das alles schon, aber ich wollte da einfach mehr erfahren und verstehen, warum dieser Finanzbereich so groß und populär ist. Spoiler: mittlerweile, seit ich mehr erfahren hab, verstehe ich NOCH weniger, warum der Bereich der Finanzvermittlung immernoch so erfolgreich ist. Es ist einfach ein Relikt aus alten Zeiten, in denen es noch pralle Zinsen gab und JedeR sein Sparprodukt bei der Bank gekauft hat. Da hat man dann kaum gemerkt, dass ein paar Leute mitverdienen, da am Ende immernoch genur Rendite bzw. Zinsen auf dem Konto gelandet sind.

Nicht so lustig wie erwartet

Letzendlich war die Weiterbildung insgesamt eine Spielerei, die mich viel Zeit und Nerven gekostet hat, da ich Aufwand und Nutzen falsch eingeschätzt habe. Die Kosten haben sich in Grenzen gehalten. Zwar hat der vorbereitende Kurs bei der DMA (siehe weiter unten) ca. 1000€ gekostet; hierfür habe ich aber einen Weiterbildungsgutschein erhalten. Die Sachkundprüfung bei der IHK hat dann nochmal ca. 380€ gekostet. Dafür kann man sich immerhin auch in ein Register aufnehmen lassen, um seine Seriösität nachzuweisen (lol).

Die Vorbereitung auf die Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hamburg kann man in Eigenregie machen; oder man nutzt einen Weiterbildungsanbieter aus, um das Ganze vernünftig sortiert und mit den richtigen Inhalten zu lernen. Ich habe ich mich nach kurzer Recherche im Netz für die Weiterbildung der Deutschen Makler Akademie entschieden. Rückblickend nicht die beste Entscheidung. Aber mehr dazu im zweiten Teil der Blogreihe…

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