
Jain. Jedenfalls nicht unethischer als ein Girokonto zu führen oder ein Handy zu kaufen. Du bist bei jeder monetären Transaktion Teil unseres Wirtschafts-systems und hast diesebezüglich auch garkeine andere Wahl.
ÄH, wie meinen?!
Wenn du überlegst, ob Investieren unethisch sei und du damit z. B. Ölfirmen und Kriegstreiber unterstützt, solltest du wissen, dass…
…deine Bank genau das mit dem Geld, das du dort ‘einlagerst’ (= Einlagen- und Kreditgeschäfte) tut. Es sei denn, du hast ein Konto bei einer nachhaltigen Bank ausgewählt. Hast du doch, oder? 😉
Banken lagern dein Geld nicht im Tresor oder geben es an Kreditnehmer:innen weiter, sondern investieren es im großen Stil am Aktienmarkt – mit Fokus auf die größte Rendite, welche nunmal vorrangig mit umwelt- und sozialschädlichen Anlagen, wie Öl und Rüstung oder Immobilien gemacht werden. Gesellschaftliche Verantwortung wird hier ganz klein geschrieben!
Unternehmen können sich über einen Börsengang Kapital beschaffen, mit dem sie arbeiten und wachsen.
Über den Kauf einer Aktie werden wir Miteigentümer:innen, hoffen auf ein Unternehmenswachstum (= Kursgewinne) und bekommen einen kleinen Treuebonus in Form von Dividenden.
In der Realität hast du einen lächerlich kleinen Anteilsschein und kein Recht bei der Unternehmensgestaltung mitzureden. Vor den Zeiten von Kleinanleger:innen via Neobroker war das übrigens alles anders.
Unterstützt du jetzt also das Unternehmen?!
Was bedeutet überhaupt ‘unterstützen’?!
Eine Aktie kaufst du in der Regel Second Hand, also nicht von dem Unternehmen, sondern an der Börse (=Handelsplatz) von einer anderen Person. Das machst du über deine Bank/deinen Broker.
Nur wenn du bei einem Börsengang des Unternehmens dabei bist (IPO = Initial Public Offering), kaufst du die Aktie direkt und ‘unterstützt’ somit das Unternehmen bei der Kapitalbeschaffung. In der Regel bist du bei einem IPO nicht dabei!
Andererseits gibst du aber einem Unternehmen direkt Geld, wenn du ein Produkt kaufst.
Beispiel:
Wenn du ein Iphone kaufst, hat das Unternehmen Apple Einnahmen durch den Handel.
Wenn du eine Apple-Aktie kaufst, hat nur Vorbesitzerin Oma Erna Einnahmen durch den Verkauf (wenn sie selbst mit Gewinn verkauft hat, das sie die Aktie zuvor günstiger eingekauft hat)
Leider auch nicht.
Durch den Handel von Wertpapieren sorgen Investor:innen dafür, dass der Kurs einer Aktie bei höherer Nachfrage steigt. Dadurch steigt auch der Wert des Unternehmens. Hier ‘unterstützt’ man das Unternehmen irgendwie, allerdings fällst du als Kleinaktionärin kaum ins Gewicht.
Kurse werden durch große Kauf- und Verkaufbewegungen von Finanz-dienstleistungen, Banken, Staaten, Großinvestoren usw. beeinflusst, nicht durch Oma Erna.
Egal, ob du an der Börse handelst, ein Konto führst oder ein Shampoo kaufst – du bist also immer Teilnehmerin eines Marktes.
Entscheide selbst, was für dich okay ist. Ich finde den Begriff ‘unterstützen’ in keinem Fall passend, da wir alle einem Sachzwang unterliegen und nunmal ein Konto und Klopapier brauchen. Du hilfst der Umwelt nicht, wenn du auf deine Altersvorsorge verzichtest und der Impact von Papierstrohhälmen ist begrenzt.
Auch die nachhaltigen Varianten von Finanz- oder Konsumgütern genügen vielen Ansprüchen eher nicht.
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